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Vom Wasser zur Wellness - die kleine Geschichte der Kur

Auszug aus den Hofnachrichten, Ausgabe 3

Sanus per aquam: gesund durch Wasser.
Wir alle wissen heute um die heilende Wirkung des flüssigen Elements. Nicht nur im Alltag, sondern besonders im Wellnesssektor spielt es eine zentrale Rolle. In den vergangenen beiden Jahrzehnten wurde die Reise zu Wohlfühlzwecken sogar zu einem der wichtigsten Bereiche im Tourismus. Das verwundert nicht: Denn die Sehnsucht nach ganzheitlichem Wohlbefinden und vor allem einem gesunden Körper ist seit jeher fest in uns verankert.
Moderne Wellness, wie wir sie heute kennen, mag eine recht junge Erscheinung sein, greift jedoch auf die Jahrtausende alte Tradition des Heilbadens zurück. Schon die Kelten und antiken Griechen wussten um die gesundheitsfördernde Wirkung des nassen Elements. Vor allem jenes Wasser, das aus den Tiefen der Erde, angereichert mit allerlei Mineralstoffen und oft angenehm warm, an die Oberfläche trat, faszinierte die Menschen schon immer. Und auch die gesunde Wirkung war ihnen bekannt. So wurden genau jene Orte, die sich über sprudelndes Thermalwasser freuen konnten, zu wahren Pilgerstätten. Melos, die Thermopylen oder die Insel Lesbos sind nur ein paar Beispiele. Erinnerungen an heutige Wellnessaufenthalte werden wach, wenn man sich dieses überlieferte Prozedere aus den griechischen Asklepios-Tempeln vor Augen hält: Besucher:innen badeten oder tranken von der Heilquelle, um anschließend, gehüllt in Tücher, auf einer sogenannten Kline einen Heilschlaf zu halten. Von ihm erhoffte man sich prophetische Träume.

In den folgenden Jahrhunderten trugen die Römer, die sich von den Griechen inspirieren ließen, die Badekultur zu neuen Höhen. Sie errichteten riesige Bade- und Thermenanlagen, wie zum Beispiel die Caracalla-Therme in Rom, die nicht nur über erste Dampfschwitzbäder, sondern auch Büchereien, Gymnastik- und Versammlungsräume oder Friseure verfügte. Ein imposanter Bau, der mit dem Untergang des weströmischen Reiches in Vergessenheit geriet.

Über das Mittelalter trat das Wissen um die Heilkraft des Wassers vorübergehend in den Hintergrund – zumindest im Westen, denn im Osten etablierten die Araber das Hamam. Baden sei gesundheitsschädlich, so der Konsens. Erst während der Renaissance begann man wieder, vermehrt Heilquellen aufzusuchen, um gängige Leiden des Stoffwechsels oder der Verdauung zu behandeln. Die ersten Besuche waren dabei eher schlecht als recht für die Gesundheit. Die Gästehäuser waren dürftig, zumeist wurde auf ärztlichen Verweis hin zu oft und auch zu lange gebadet.

Im 18. Jahrhundert schließlich befasste sich die Balneologie eingehender und auf wissenschaftlicher Ebene mit dem Thermalwasser. Man entwickelte Bade- und Trinkkuren, spezielle Badehäuser, die auf größere Gästezahlen ausgerichtet waren, entstanden. Die ersten Kurorte wurden offiziell ausgerufen. Der Sprung ins heiße Wasser ist en vogue geworden.

Im 19. Jahrhundert nahm die Geschichte um Kur und Wellness richtig Fahrt auf. Große, luxuriöse Hotel- und Badeanlagen fanden ihren Platz in ganz Europa. Kurorte wurden mit dem Beinamen „Bad“ versehen, und begannen, wirtschaftlich wie kulturell aufzublühen. Berühmte Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang von Goethe, Ludwig van Beethoven oder das österreichische Kaiserpaar Franz Joseph I und Elisabeth waren gern gesehene Gäste in Karlsbad, Bad Ischl, Baden oder Wiesbaden. Der Kurort war ein gesellschaftlich und politisch wichtiger Ort, an dem nicht nur das Bad an sich, sondern auch Bewegung, gesunde Ernährung, das seelische Heil und die sozialen Bedürfnisse eine Rolle spielten. Bald schon baute auch das Bauerntum kleine Bäder – die frühe Form der Wellness war in alle Schichten vorgedrungen.

Und dann war Schluss, von einem Jahr aufs nächste. Dem Kult ums heilsame Nass bereiteten der Erste sowie der Zweite Weltkrieg ein jähes Ende. Die Bäder dümpelten bis in die 1970er Jahre, spärlich besucht, vor sich hin. Eher zufällig als gewollt, im Zuge der Suche nach dem schwarzen Gold, rückten Thermalquellen wieder ins allgemeine Interesse.
Einige von ihnen wurden nun erstmals entdeckt – darunter auch jene von Bad Waltersdorf, auf die man bei Ölbohrungen im Jahr 1975 stieß. Die heißen Funde waren der Startschuss in Richtung moderne Wellness. Eigens auf das körperliche Wohlbefinden und Wellbeing ausgerichtete Luxushotels und weitläufige Thermen entstanden. Ab den späten Siebzigern wurde der Sektor stetig ausgeweitet – Saunen, Behandlungen wie Massagen oder kosmetische Treatments, Ruhebereiche und Fitnessstudios gehören heute zum Standardprogramm.
Der Globalisierung haben wir es zu verdanken, dass auch fernöstliche Traditionen wie Ayurveda, Qigong oder Yoga Einzug in die westliche Wellness halten. Daneben tragen
wissenschaftliche und kosmetische Innovationen zur Entwicklung der Medical Spas bei. Mittlerweile zählt die Wellness zu den wichtigsten und wachstumsstärksten Bereichen des Tourismus – Deutschland, Österreich und Italien sind beständig unter den Top 10 der wichtigsten Destinationen des Sektors zu finden. Wie das Wasser selbst ist der Wellnessbereich im Fluss – versiegen wird er so bald nicht wieder, bestimmt auch nicht bei uns im Steirerhof.

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