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Die wahren Werte

geschrieben von Herausgeber Christian Werner im Relax-Magazin 2024

Ein steirisches Fünfsternhotel setzt auf die guten alten Hoteltugenden: Freundlichkeit, Ruhe und einheimische Mitarbeiter. Wunderbar für alle, die Substanz statt Oberfläche suchen. Neu ist ein unendlich großer Hotelgarten. Ein Naturidyll, ganz nach dem Charakter des Hauses.

Hoteliers sind so unterschiedlich wie Gäste. Man­che bauen aus, was nur geht, investieren in Aus­stattung nach dem letzten technischen Stand (ob die Gäste mithalten können mit immer neuen Wasser­hahn- und Lichtschalterideen, ist eine andere Fra­ge), lassen ihr Ambiente effekthascherisch nach den trendigsten Stylevorlagen gestalten, bieten ein Füll­horn an angesagtesten Aktivitäten mit pseudolus­tigen Namen. Und können damit sehr erfolgreich sein. Schließlich gibt es - jeder Topf findet seinen De­ckel - viele Gäste, die genau das suchen, und sei es nur zwecks Nachschub für ihren eigenen Instagram-Auf­tritt.
Andere Hoteliers wiederum gehen den gegen­sätzlichen Weg: den des Slowdown. Sie setzen auf Be­wahren, auf Bestand. Fragen sich: Was ist der ureigene Sinn eines Wellnesshotels? Ihre Antwort: Ruhe zu fin­den, Körper und Geist Auszeiten zu gönnen. Ihr Credo ist konservativistisch im besten Sinn, dass man näm­lich nicht das Festhalten am Alten begründen muss, sondern das Einführen des Neuen. Die Frage„ Was ist neu?"

Dass ein solcher Unternehmerstil zeitlos elegant und in seiner Unaufdringlichkeit von geradezu feins­ter Anmut sein kann, beweist der Steirerhof in Bad Waltersdorf. Dieses Fünfsternhotel im steirischen Hügelland ist mit seinen Tugenden und seiner Ab­kehr von allem Aufreizenden zu einer raren Spezies, gewissermaßen zu einem Nischenprodukt geworden. Die Gastgeber Gunda und Werner Unterweger sprin­gen beileibe nicht auf jeden Zug auf; sie wissen, man­chem Zug winkt man besser hinterher, zufrieden da, wo man ist.

Im Steirerhof finden Gäste keine neumodischen Themenaufgüsse in der Sauna, die rein gar keine ge­sundheitlichen Benefits haben, keine Erlebnisru­heräume, keinen undurchdachten Designschnick­schnack. Trends werden von den Unterwegers konsequent hinterfragt, wobei man nicht nur das Wohl der Gäste, sondern immer auch jenes des eige­nen Teams im Blick hat: Was bringen etwa größere Designerteller, wenn sie dem Servicepersonal die Arbeit erschweren?

Was man hingegen im Steirerhof findet: zehn Saunen. Neun Pools - darunter einer außen mit sel­tenen 23 Meter Länge! -, sie wer­den mit Thermalwasser, Salzwasser oder ph-neutralem und daher sei­denweichem Perlwasser gespeist. Weiters, unter anderem: ausge­zeichnete No-Nonsense-Massagen, Traditionelle Chinesische Medizin, eine sehr gute Küche und Natur, so weit das Auge reicht. Die Gast­geber wissen: Im Verbund mit der Natur entspannt man sich am be­sten, weshalb als jüngste Erweite­rung nochmals zwei Hektar Garten mit Zwetschken-, Birn-, Apfel- und sogar Olivenbäumen und ganz viel (Liege-)Wiese hinzukamen.

Und womit dieses Ausnahme­hotel, das vom RELAX Guide seit sage und schreibe 22 Jahren mit vier Lilien ausgezeichnet wird, be­sonders bei weitgereisten, erfah­renen Gästen punktet: Es ist ein wahrer Ruhepol. Man wird hier mit Namen angesprochen, fin­det einheimische Mitarbeiter vor statt ärgerlicher Verständnispro­bleme, erfreut sich an langen Sau­naöffnungszeiten. Diese haben auch - und hier wird einmal mehr die Klugheit deutlich, mit der die­ses Haus geführt wird - eine „ent­zerrende Funktion", wie Gunda Unterweger es nennt: Sie verrin­gern den Stoßzeit-Trubel in Re­staurant und Bar. Apropos: Auf der Restaurantterrasse, die schier endlose Fernsicht ermöglicht, fin­den - kein Stress - alle Gäste Platz. Und bei Sonnenuntergang wird der Donauwalzer gespielt.

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